Wir leben in einer durch Menschenhand geprägten Kulturlandschaft, integraler Bestanteil dieser sind nicht zuletzt auch Gebäude und Baudenkmäler. Aber immer wieder müssen wir uns dem bewusst werden und versuchen das uns Umgebende nicht als gegeben, sondern geworden wahrzunehmen. Besonders offensichtlich wird dies, wenn Verluste und Veränderungen drohen, doch wäre nicht eine bewusstere Wahrnehmung und Erkennung der identitätsstiftenten Faktoren vor dem Verlust erstrebenswert? Unsere Vorfahren waren aktiv daran beteiligt Kulturlandschaften aufzubauen und zu erhalten, ist es heute nicht unsere Aufgabe dies fortzuführen und weiterzudenken
Wie sehr die gebaute Umwelt unsere Identität als Gemeinschaft prägen, stellen wir häufig erst fest, wenn prägende Bauwerke und ihre Nutzungen verschwinden. Vielleicht hilft der Versuch eines Perspektivwechsels. Bilder, die beim Gedanken an getätigte Reisen entstehen, können das verdeutlichen: Jeder findet in sich Erinnerungen typischer Gebäude, wenn Begriffe wie Griechenland, Barcelona oder Toskana fallen. Es gilt gleichermaßen für ländliche Regionen wie für Straßenzüge in Metropolen oder Stadtviertel. Den Blick des Reisenden auf das eigene Zuhause einzunehmen schärft die Wahrnehmung für die eigene Identität. Wer mit wachen Sinnen durch die eigene Heimatumgebung geht, kann ähnliche Reize erzeugen, wie wir sie sonst nur von Urlauben kennen. Der geschärfte Blick erlaubt neue Impulse und das für uns meist übersehene Selbstverständliche erhält plötzlich eine Vielschichtigkeit, wie wir sie sonst nicht im Alltag erleben. Ist dies gelungen, können wir den gewonnenen Eindruck verwenden, um identitätsstiftende Elemente der Baukultur ins Bewusste zu übertragen.
Die identitätsstiftende Kraft historischer Bauwerke hat auch die UNESCO bei der Initialisierung der Weltkulturerbe-Liste erkannt. Es werden dort Objekte aufgenommen, zu deren Eigenschaften unter anderem die Bezeugung der Kulturgeschichte gehören: Sie sind, wie die Denkmale Österreichs, definiert als durch menschliche Eingriffe geschaffene oder geprägte Orte. Im Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbe sind zusätzlich Bräuche und für uns besonders interessant, historische Bautechniken mit aufgenommen. Die Aufnahme von kulturellen Praktiken hilft dabei die Baukultur nicht nur in ihrer bestehenden Substanz zu schützen, sondern die zugrundeliegenden Techniken zu dokumentieren. Nennenswert für Österreich sind etwa das Trockensteinmauerwerk, die Herstellung von Terrazzo, die Steinmetzkunst und -handwerk, das Dombauhüttenwesen oder das Pflasterer Handwerk.
Kellergassen in Niederösterreich und dem Burgenland
Ein besonders markantes Beispiel spezifisch österreichischer Baukultur sind die Kellergassen Niederösterreichs und des Burgenlandes. Rund um diese ensemblebildenden Baugruppen, die sich meist in hügeligen Landschaften abseits der Ortskerne befinden, können nicht nur historische Architekturauffassungen beobachtet werden. Es entwickelten sich ortsgebundene Bräuche, die in engem Bezug zu den Gebäuden und des Weinbaus stehen. Wieder mit Blick auf die Liste des immateriellen Kulturerbes findet man in der Liste Bräuche wie der Umzug mit Hauerkrone und Hiatabaum in Neustift am Walde (Wien), das In d´Grean gehen, das „Ladumtragen“ der Mistelbacher Hauerzunft oder der Perchtoldsdorfer Hütereinzug, die noch heute in engem räumlichen Zusammenhang der Kellergassen zelebriert und gelebt werden.
Die Presshäuser, Kellerstöckl oder Kellerröhren sind in ihrer Erscheinung schnell zu identifizieren und rufen in uns vielfältige Assoziationen hervor. Schützen wir sowohl ihre Substanz als auch ihr äußeres Erscheinungsbild, so erhalten wir auch ihre identitätsstiftenden Eigenschaften und das nicht nur als Kulisse fürs Brauchtum. Zusätzlich ist ein geschärfter Blick und die Offenheit Neues im Alten zu entdecken wichtig, um die uns so vertraute Kulturlandschaft zu erhalten. Denken wir weiter, damit bestehende Bräuche erhalten bleiben können, sie ihre gebaute Umgebung nicht verlieren und so im originären Kontext von zukünftigen Generationen erlebt und gelebt werden können.
Nina Harm, Bauhistorikerin mit Erfahrungen als Kunsthistoriker bei der Inventarisierung von Objekten niederösterreichischer Spezial- und Regionalmuseen und der Erstellung bauhistorischer Gutachten für das Bundesdenkmalamt. Zuvor leidenschaftliche Studentin der österreichischen Baugeschichte und Baukultur im ländlichen sowie städtischen Bereich.
Nicht weniger als ein alltäglicher, kommunaler Ortstreffpunkt mit Sport- und Jugendräumen soll neu in Szene gesetzt werden. Ausgestattet mit Zeichenstift, Metermaß und Taschenrechner eilen die Expert:innen diesmal nach Oberösterreich, um der Bürgermeisterin mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Spazierengehen ist banal. Es ist kostenlos, man benötigt keinerlei Ausrüstung, es geht jederzeit und von überall. Gleichzeitig ist Spazierengehen Luxus, braucht Muße. Hier setzt die Promenadologie, die sog. Spaziergangswissenschaften, an.
Plötzlich wird im Nebel hinter einer lang gezogenen Kurve ein Vorderwälder Einhof sichtbar und ein Gefühl des Ankommens stellt sich ein. Den jahrelangen Leerstand sieht man dem landwirtschaftlichen Bauwerk nur von Innen an und schnell war uns klar: hier haben wir es mit dem perfekten Bauwerk für DenkMalNeo zu tun.
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