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Ein effektives Lüftungsverhalten ist in Wohnräumen unerlässlich, um eine gute Luftqualität zu gewährleisten, Feuchteschäden und Schimmelbildung zu vermeiden und einen energieeffizienten Betrieb sicherzustellen. Moderne Bauweisen mit luftdichten Fensterkonstruktionen und Fugendichtungen erfordern dabei ein angepasstes Lüftungsverhalten, da die natürliche Durchlässigkeit der Gebäudehülle oft stark reduziert ist. 

Gerade beim Fenstertausch im historischen Bestand ist ein korrektes Lüftungsverhalten von großer Bedeutung. Historische Gebäude mit modernen Elementen vermeintlich zu „verbessern“, birgt bauphysikalische Gefahren. Ein Kastenfenster kann bei entsprechender Wartung und Pflege eine sehr lange Lebenszeit erreichen und gleichzeitig einen natürlichen Luftwechsel gewährleisten. 

 Im Folgenden werden zunächst die grundlegenden gesundheitlichen Aspekte und Prinzipien des Lüftens erläutert, anschließend die Methoden der Stoß- und Kipplüftung verglichen und abschließend die energetischen Aspekte behandelt.

1. Lüftungsprinzipien und gesundheitliche Aspekte

Bedeutung der Frischluftzufuhr

Ein regelmäßiger Luftwechsel ist notwendig, um Schadstoffe, Wasserdampf, CO² und Geruchsstoffe aus den Innenräumen zu entfernen. In modernen Bestandsgebäuden wird häufig von einer Nennlüftung ausgegangen, die sicherstellt, dass in einem Raum immer genügend Frischluft vorhanden ist, um die Luftqualität auf einem gesunden Niveau zu halten. Diese Art der Lüftung ist vor allem in luftdichten Gebäuden, bedingt durch moderne Fensterkonstruktionen sowie Fassadendämmungen, wichtig, um Schimmelbildung zu vermeiden. Grundsätzlich sollte auf eine diffusionsoffene Bauweise geachtet werden, so dass eine mechanische Lüftungsanlage nicht zwingend erforderlich ist. Alternativ können bei notwendigen Eingriffen in die Außenwand auch dezentrale Lüftungssysteme mit Außenwanddurchlässen eingesetzt werden. Am effizientesten ist jedoch die Stoßlüftung aus eigenem Antrieb.

Prinzipiell gibt die Bauordnung bzw. die OIB-Richtlinien vor, dass Aufenthaltsräume und Sanitärräume durch unmittelbar ins Freie führende Fenster und Türen ausreichend belüftbar sein müssen. Davon kann jedoch ganz oder teilweise abgesehen werden, wenn eine mechanische Lüftung vorhanden ist, die eine für den Verwendungszweck ausreichende Luftwechselrate zulässt. In Räumen, deren Verwendungszweck eine erhebliche Erhöhung der Luftfeuchtigkeit erwarten lässt (insbesondere in Küchen, Bädern, Nassräumen etc.), ist eine natürliche oder mechanische Be- oder Entlüftung einzurichten.

Ein Fenster sollte so „undicht" sein, dass die Raumluft sich kontinuierlich von selbst erneuern kann. Bestrebungen, Fenster noch weiter abzudichten und dafür den hygienisch notwendigen Luftwechsel durch eine zusätzliche, mechanische Wohnungslüftung zu sichern, dient mehr dem Hersteller als der Sache. - Claus Meier

Gesundheitsrelevante Aspekte

- Luftqualität und Schadstoffreduzierung:
Ein regelmäßiger Luftaustausch reduziert die Konzentration von CO₂, flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) und anderen Schadstoffen. Da jeder Mensch ca. 20-30 m³ Luft pro Stunde verbraucht, sinkt bei unzureichender Lüftung der Sauerstoffgehalt, was zu Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und langfristig zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen kann. Gerade im Winter ist ein ausreichender Luftwechsel besonders wichtig, da man sich in dieser Jahreszeit meist länger in Innenräumen aufhält.

- Feuchtigkeitsregulierung:
Für ein gesundes Raumklima ist eine relative Luftfeuchtigkeit von 50-60% erforderlich. In einem 4-Personen-Haushalt werden durchschnittlich 10-15 Liter Feuchtigkeit pro Tag an die Raumluft abgegeben. Allein in einer Nacht atmet der Mensch mehrere hundert Milliliter Wasser aus. Wird diese Feuchtigkeit nicht durch einen ausreichenden Luftwechsel abgeführt, steigt die Gefahr, dass die relative Luftfeuchtigkeit dauerhaft über 60 % liegt. Besonders in der kalten Jahreszeit kann dies zu akuter Schimmelgefahr führen. Ein elektronisches Hygrometer hilft, die Raumluftfeuchte zu überwachen und rechtzeitig gegenzusteuern, regelmäßiges Lüften ist jedoch unerlässlich.

Wo entsteht Feuchtigkeit?

In der Küche: Bei der Essenszubereitung, beim Geschirrspülen und Abtrocknen. Die Flamme eines Gasherdes gibt als Nebenprodukt auch Wasser in Form von Wasserdampf an die Luft ab.

Beim Waschen: Kleinwäsche sollte nicht in der Küche oder im Bad getrocknet werden, wenn eine hohe Grundluftfeuchtigkeit herrscht. Die meisten Wohnungen sind als Trockenraum nicht geeignet. Zur Veranschaulichung kann man das Gewicht eines Wäschekorbes mit nasser Wäsche mit dem Gewicht der getrockneten Wäsche vergleichen. All diese Feuchtigkeit wird an die Raumluft abgegeben und sollte abgeführt werden.

Auch Luftbefeuchter, Aquarien, Zimmerpflanzen oder Bügeln haben einen Einfluss auf die relative Luftfeuchtigkeit im Raum.

Und nicht zuletzt die Bewohner selbst.

- Kondensatbildung vermeiden:
Die Raumluft kann nicht unbegrenzt Feuchtigkeit aufnehmen. An kalten oder schlecht durchlüfteten Flächen (Außenwände, Decken, Fenster, Möbel, insbesondere an möblierten Außenwänden und an Bauteilen hinter Gardinen und Vorhängen) kann sich unter Umständen Kondensat niederschlagen und so zu Schäden führen.

Einfluss von Möbeln: Bei Einbaumöbeln an Außenwänden ist Vorsicht geboten. Möbel mit geschlossenem Korpus oder Sockel haben den Nachteil, dass hinter dem Möbel keine Luftzirkulation mehr möglich ist. Gleiches gilt für Schränke mit Deckenanschluss ohne Entlüftung. Bei hoher Luftfeuchtigkeit kann durch eine mögliche Taupunktverschiebung auch im Schrank Kondenswasser entstehen und die Wäsche muffig riechen lassen. Auch bei Betten mit geschlossenem Korpus ist eine Taupunktverschiebung möglich. Insbesondere bei erdberührten Fußböden kann es zu Kondensatbildung am Fußbodenbelag und am Wandanschluss kommen. Es wird daher empfohlen, im Bereich des Fußbodens zwischen der Wand und dem Möbel für ausreichend Hinterlüftung zu sorgen.

Die Folgen einer zu hohen Luftfeuchtigkeit können sein:

  • Tropfenbildung an Fensterscheiben und Wänden
     
  • Feuchteflecken in Ecken und hinter Möbeln
     
  • Durchfeuchtung von Fußböden, besonders bei erdberührenden Fußböden
     
  • Schimmel- und Pilzbildung
     
  • Verfärbung von Anstrichen
     
  • Ablösen, Aufquellen und Ablösen von Tapeten
     
  • Rosten von Metallteilen
     
  • Muffiger Geruch und unhygienisches Raumklima
     
  • Wasserflecken

Um die Gefahr der Feuchteschäden durch Kondensation abzuwenden, müssen zwingend Nutzung, Heizung und Lüftung auf den baulichen Wärmeschutz abgestimmt werden. Damit hat das "undichte" Fenster als Lüftungselement im Altbau oft eine größere Bedeutung als im Neubau. - Martim Saar

2. Vergleich: Stoßlüftung vs. Kipplüftung

Stoßlüftung

Prinzip und Durchführung:

Ziel der Stoßlüftung ist es, in kurzer Zeit einen hohen Luftaustausch zu erreichen. Dabei werden mehrere Fenster - idealerweise querliegend im Gebäude und für 5 bis 10 Minuten - weit geöffnet, um die verbrauchte Innenluft rasch durch frische Außenluft zu ersetzen. Diese Methode bewirkt, dass die in Wänden, Decken und Möbeln gespeicherte Wärme erhalten bleibt und die Bauteile nicht nennenswert auskühlen. Durch den Erhalt der gespeicherten Wärme kann die ausgetauschte Luft in kürzester Zeit wieder auf Raumtemperatur gebracht werden.

Vorteile
- Effektiver Luftwechsel: Feuchtigkeit, Schadstoffe und CO₂ werden schnell abgeführt.
- Schonung der Bauteilspeicher: Durch das kurze Öffnen der Fenster bleiben die Wärmespeicher der Bauteile nahezu unangetastet, was das Aufheizen der frischen Luft erleichtert.

Empfehlung: Besonders in der Heizperiode sollte auf Stoßlüften geachtet werden, um Wärmeverluste zu minimieren und gleichzeitig ein gesundes Raumklima zu gewährleisten.

Häufig und kurz lüften. Durch Querlüften kann verbrauchte Raumluft besonders schnell durch frische Luft ersetzt werden.

Kipplüftung

Prinzip und Durchführung:

Bei der Kipplüftung wird das Fenster dauerhaft in einer gekippten Stellung belassen. Dies führt zu einem kontinuierlichen, aber deutlich geringeren Luftaustausch. 

Vorteile 
Im Sommer kann das nachts für einen angenehmen Kühleffekt sorgen

Nachteile
- Auskühlung der Bauteile: Durch den geringen Luftwechsel bleiben die Fenster tendenziell länger gekippt und kühlen angrenzende Bauteile wie Wände und Möbel aus. Dies begünstigt im Winter die Kondensatbildung.
- Erhöhter Energieverlust: Besonders im Winter geht durch die Dauerkippstellung wertvolle Wärme verloren, was den Heizenergiebedarf unnötig in die Höhe treibt.

Empfehlung: Um eine effektive Lüftung zu erreichen, sollten Fenster niemals nur gekippt werden. Dies führt zu einer unkontrollierten Abkühlung und erhöht langfristig die Gefahr von Feuchteschäden.

3. Energetische Aspekte des Lüftens

Wärmeverluste und Heizenergie

Der Wärmesektor verursacht etwa die Hälfte des Endenergieverbrauchs in Österreich. Ein großer Teil davon entfällt auf die Beheizung von Gebäuden. Im Zuge der thermischen Sanierung wird die Dämmung der Gebäudehülle laufend verbessert, was zu einer erhöhten Luftdichtheit führt. Dadurch werden unkontrollierte Wärmeverluste reduziert, die Bedeutung von kontrollierten Lüftungswärmeverlusten nimmt jedoch zu.

Lüftungswärmeverluste
Bei reiner Fensterlüftung, insbesondere bei dauerhaft gekippten Fenstern, kann der Heizwärmebedarf deutlich ansteigen, da keine Möglichkeit der Wärmerückgewinnung besteht. Möglich ist eine Wärmerückgewinnung bei mechanischen Lüftungsanlagen diese können einen großen Teil der Wärme aus der Abluft zurückgewinnen – üblicherweise über 80 % des Wärmegehalts. Dadurch kann der Heizwärmebedarf um mehr als ein Drittel reduziert werden. Gerade in Zeiten erhöhter Luftwechselraten, wie z.B. in Pandemiephasen, spielt diese Technik eine wichtige Rolle, um den Energieverbrauch zu senken. Grundsätzlich sollte aber eher bei allen Sanierungsmaßnahmen auf eine diffusionsoffene Bauweise geachtet werden, so dass eine mechanische Lüftungsanlage nicht erforderlich ist. Die fortschreitende Technisierung von Gebäuden sollte langfristig nicht im Vordergrund stehen.

Optimierung des Lüftungsverhaltens

- Stoßlüften während der Heizperiode:
Durch gezieltes Stoßlüften wird der Wärmeverlust minimiert, da die Innenräume und deren Bauteile nicht dauerhaft auskühlen. Ein zusätzlicher Energieaufwand zum Wiederaufheizen wird vermieden.

- Temperaturabsenkung als Sparmaßnahme:
Bereits eine Absenkung der Raumtemperatur um 1 °C kann zu einer Einsparung von 6-10 % des Heizenergieverbrauchs führen. In öffentlichen Gebäuden kann dies durch den Einsatz von Thermostatventilen und entsprechenden Begrenzungsclips unterstützt werden.

- Zusammenhang zwischen Luftwechsel und Heizenergie:
Ein ausreichender Luftwechsel ist aus hygienischen und gesundheitlichen Gründen unerlässlich. Wird dieser jedoch nicht effizient gesteuert, steigen die Lüftungswärmeverluste. Daher ist es wichtig, dass die Fenster in der Heizperiode nicht dauerhaft geöffnet (d.h. gekippt) bleiben, sondern durch regelmäßiges Stoßlüften ein optimaler Kompromiss zwischen Frischluftzufuhr und Wärmeschutz erreicht wird.

Fazit

Richtiges Lüften ist ein Balanceakt zwischen der Sicherstellung eines gesunden Raumklimas und der Minimierung von Wärmeverlusten.

- Aus gesundheitlicher Sicht sorgt eine regelmäßige Frischluftzufuhr für den Abtransport von Schadstoffen, überschüssiger Feuchtigkeit und Krankheitserregern, was gerade in modernen, luftdichten Gebäuden von großer Bedeutung ist.

- Dabei ist die Stoßlüftung eindeutig zu bevorzugen, da sie einen schnellen und effektiven Luftaustausch ermöglicht, ohne dass die in den Bauteilen gespeicherte Wärme verloren geht.

- Aus energetischer Sicht ist die gezielte Stoßlüftung in Kombination mit modernen Wärmerückgewinnungssystemen ein zentraler Hebel, um den Heizenergiebedarf zu senken und gleichzeitig den Anforderungen an ein gesundes Raumklima gerecht zu werden.

Insgesamt zeigt sich, dass ein bewusstes Lüftungsverhalten nicht nur gesundheitliche Risiken minimiert, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur Energieeffizienz moderner Gebäude leistet.

Quellen